Gottesdienst und Gummibärchen

Evangelischer Pressedienst


Kein Talar und keine Orgel: In Bevern heißt es 08/16

Bevern/Kr. Rotenburg. Beim Vaterunser kann niemand steckenbleiben. Ist der Text doch abgedruckt auf dem Gottesdienstfahrplan. Kann man denn da rauf rechnen, daß christliche Worte & Werte noch allgemein bekannt sind? Wer schließlich zählt die Menschen, die ihren Gott noch brauchen, aber auf Distanz zur Kirche gegangen sind? Vielleicht weil ihnen die übernommenen Formen nicht mehr zeigemäß erscheinen. Darüber haben sich Gemeindepastor Heino Masemann in Bevern (Kr. Rotenburg) und ein Kreis in der Gemeinde ihre Gedanken gemacht. Das ist jetzt zweieinhalb Jahre her, und das Ergebnis heißt "gottesdienst 08/16".

Farbig, fröhlich, natürlich feierlich, aber machmal auch ganz frech - so sollte er sein, der andere Gottesdienst. Regelmäßig am zweiten Sonntagabend im Monat findet er inzwischen statt. Zum Auftakt kamen 100 Menschen, mittlerweile sind es regelmäßig um die 250.

Das war der Ausgangspunkt: Junge Leute wünschen sich einen Gottesdienst, den sie verstehen, den sie mitfeiern können, weil er "durchsichtig" ist und zu dem Freunde mitgebracht werden können. Die Abläufe und die Elemente des Gottesdienstes sollen also für jede und jeden verständlich sein. So wird allen auch ein Ablaufplan in die Hand gegeben, der von der Begrüßung über die Gebete und Lieder bis hin zur Predigt des Pastors reicht, die hier feierlich Ansprache heißt.

Das Orgelspiel fällt aus, auch Gesangbuchlieder haben keine Chance. Gesungen werden moderne christliche Lieder, begleitet von Gitarre, Klavier und Querflöte. Auch das ist ein neues Element: In einer "Speaker's Corner" gibt es Interviews, in denen "ganz normale" Menschen von ihrem Glauben erzählen können. Und zum Abschluß öffnet regelmäßig auf der Empore das "Kirchenbistro". Im Angebot sind kostenlos: Kaffee, Tee und Gummibärchen. Peppig soll es eben sein.

08/16 wird von verschiedenen Gruppen vorbereitet. Eine gibt es für Musik, eine für Raumgestaltung, andere für Gebete und Impulse. Und schließlich führt dann ein Moderator durch den ganzen Gottesdienst. Daß der Pastor auf seinen Talar verzichtet und eher im Hintergrund bleibt, wird niemanden verwundern.

Im Übrigen macht der Vorbereitungskreis alles allein. Die Küsterin hat frei an diesem Sonntagabend, und auch mit der Kollekte macht man es sich einfach: Zwei Hüte werden an den Ausgang gestellt. Gesammelt wird immer für zweierlei Zwecke. Einmal für irgendein einleuchtendes Projekt, für die Hilfe in Bosnien beispielsweise, zum anderen für die eigene Arbeit, die Ausgestaltung und natürlich auch für die Gummibärchen." (19.09.95)

(Jürgen Fränzel, Evangelischer Pressedienst, 19.09.1995)


Immer voll dabei: gottesdienst 08/16

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