Die Orgel bleibt heut' kalt

gottesdienst 08/16 in Bevern

"Man trifft sich ... im "08/16". Hinter diesem ungewöhnlichen Namen verbirgt sich ein "etwas anderer Gottesdienst", der an jedem zweiten Sonntagabend im Monat in der Kirche zu Bevern (bei Bremervörde) stattfindet. Dieser Gottesdienst wird durchschnittlich von 300 Besuchern zwischen 14 und 40 Jahren mitgefeiert.

Ins Leben gerufen wurde der Gottedienst von Pastor Heino Masemann und einer Initiativgruppe "gottesdienst 08/16", der etwa 20 engagierte Christen aus Bremervörde und Umgebung angehören. In einer Vorbereitungszeit von sechs Monaten entwickelte das "08/16-Team" ein Konzept eines zielgruppenorientierten Gottesdienstes. "Wir möchten Menschen erreichen, die dem Glauben und dem kirchlichen Leben fernstehen, aber auf der Suche nach einem sinnvollen Leben sind."Diese Zielvorgabe bestimmt die Gestaltung des Gottesdienstes. Es wurde eine Form erarbeitet, die es jedem leicht machen soll, sich hereinzufinden. Und die Erfahrung zeigt, daß der ein oder andere durch diesen Gottesdienst nach Jahren christlicher Abstinenz neue Zugänge zum Glauben findet.

Was ist es denn, was eben gerade nicht 08/15 ist in Bevern? Den Gottesdienstbesuchern fällt zunächst die fröhliche Atmosphäre auf, die bei einer persönlichen Begrüßung jedes Besuchers beginnt, sich in der Auswahl der Lieder fortsetzt und im Kirchenbistro im Anschluß an den Gottesdienst ausklinkt. Die Kirche ist geschmückt, vor Beginn des Gottesdienstes ist lebhaftes Treiben, aus den Boxen klingt Musik von Vangelis "Chariots of Fire". Eine ungezwungene Atmosphäre soll dazu beitragen, daß Menschen sich zu einem persönlichen Glauben an Jesus Christus einladen lassen. "Durch den Gottesdienst soll die Liebe Gottes spürbar werden", so Pastor Masemann. So soll es auch Glaubenden erleichtert werden, ihre nichtchristlichen Freunde mit in den Gottessdienst zu nehmen, ohne daß ihnen dieses peinlich sein muß.

08/16 wird im Team vorbereitet und durchgeführt. Neben dem Pastor kommen zahlreiche Ehrenamtliche aus verschiedenen Kirchengemeinden im Gottesdienst zum Zuge. So führt z. B. ein Moderator in lockerer Form durch den Gottesdienst. Ein Musikteam, das ein E-Piano, Gitarre, Flöte und Gesang umfaßt und in Zukunft um ein Saxophon und evtl. sogar um ein Schlagzeug erweitert werden soll, begleitet die Lieder. Die Musiker sorgen dafür, daß durch moderne Lieder immer wieder Bewegung in den Gottedienst kommt. Es darf gelacht und geklatscht werden im 08/16. Vor allem im Lobpreis, der uns über Gottes Größe und Herrlichkeit staunen lassen soll, wird kräftig mitgesungen. Jeder Predigt, im 08/16 Ansprache genannt, geht ein "Impuls" in Form der "Fernsehfamilie Anders" voraus. Dabei setzen Teamer die Kerngedanken der Auslegung spielerisch um und wollen die Phantasie der Zuhörer im Hinblick auf die Ansprache beflügeln. Die Ansprache, die zumeist von Pastor Heino Masemann, aber auch von zwei Mitgliedern der Initiativgruppe gehalten wird, greift Situationen aus dem Alltag der Zuhörer auf und stellt sie in einen evangelistischen Zusammenhang. Im Anschluß daran werden "ganz normale Menschen" im "Speakers Corner" interviewt und erzählen von ihren Erfahrungen mit Gott im Alltag. Der Gottesdienst endet mit "Tips und Terminen" und einem gesungenen Segenslied Im Anschluß an den Gottesdienst besteht die Chance, mit dem einen oder der anderen bei einer Tasse Kaffee und Gummibärchen zu klönen. Nach dem gottesdienst 08/16 kann man sich in der Sakristei segnen lassen. Die Möglichkeit, sich vor Herausforderungen des Alltags oder in Krisensituationen Gottes Segen persönlich zusprechen zu lassen, ist in unserer Region einmalig und wird von den christlichen Insidern genauso wahrgenommen wie von Kirchenfernen. Auch ein Gebetstisch am Altar, an dem man laut oder leise beten und Teelichter entzünden kann, bietet ein Stück "erlebnisorientierten" Glauben.

"Die Zeit ist reif für neue Gottesdienstformen" - so die Meinung der Initiativgruppe und interessierter Gottesdienstbesucher. Aber auch Kritik am 08/16 wird geäußert, manchem ist es zu laut, zu unruhig. In den ersten Monaten wurden auch Stimmen laut, die sich am Namen störten. Wobei für Initiative gottesdienst 08/16 klar ist, daß ihr Gottesdienst kein Ersatz des "normalen" Hauptgottesdienstes ist, sondern ein zusätzliches Angebot für Menschen, die sich in üblichen Gottesdiensten nicht wiederfinden.

So wird man eine Ankündigung für den etwas anderen Gottesdienst auch nicht nur in den "Kirchlichen Nachrichten" der Tageszeitung finden. Mitunter wirbt die Kirchengemeinde Bevern auch zwischen Diskothekenanzeigen, damit der Gottesdienst auch der Zielgruppe ins Auge sticht. Mehrere tausend Einladungskarten wurden unters Volk gebracht, man findet sie in der Pizzeria und an der Tankstelle genauso wie in der Kirche.

Zur Zeit verstärken sich die Anstrengungen auf die "Regenbogenarbeit". Das 08/16-Team versteht darunter weiterführende Angebote für Leute, die neu ins Fragen nach Glauben und christlicher Lebensgestaltung geraten sind. So nahmen im letzten Jahr an einem auf drei Monate begrenztes Chorprojekt unglaubliche 110 Menschen teil. Als nächster Schritt wird für den kommenden Herbst ein Seminar zu Grundfragen des Glaubens angestrebt sowie das Angebot von zeitlich begrenzten Hauskreisen."
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